Ein Hoch auf die Azoren


Eine Anreise, die dauert...

Schon längere Zeit liebäugelte ich mit einer Reise auf die Azoren – einer Inselgruppe im Atlantik. Jetzt ist es endlich soweit! Die Anreise erfolgt zunächst wieder mit dem Zug von Reutlingen über Stuttgart nach Frankfurt. Hui, am Flughafen ist heute viel los – naja, Ferienzeit – aber alles lief reibungslos. Allerdings wurde kurz nach der Handgepäckkontrolle das gesamte Terminal 1 gesperrt.  Was ist da los? Wird das Flugzeug starten? Mit Verspätung heben wir ab und kommen nach 4 ½ Stunden in Sao Miguel / Ponta Delgada an. Es gibt keinen Transitbereich, so gilt es, nach draußen zu gehen und von Neuem die Sicherheitskontrolle über sich ergehen zu lassen. Das geht gefühlt ewig, doch die Angst den Anschlussflug zu verpassen, der in einer halben Stunde starten sollte, ist unbegründet: Auch dieser Flieger startet erst eine Stunde später. Plötzlich kommt auch noch der Aufruf, dass ich mein Gepäck nochmals durchleuchtet hätte müssen – regelt sich aber.

 

Schönes Wetter auf Faial und ein herzlicher Empfang in der ersten Unterkunft – was will man mehr!? Die Aussicht vom Zimmer auf den Strand Porto Pim und auf Senhorada Guia ist toll. Zudem ist auch der Vulkan Pico der gleichnamigen Nachbarinsel bei gutem Wetter zu sehen. Allerdings herrschen im Zimmer tropische Verhältnisse...

Ein Tagesausflug zur Nachbarinsel

Der nächste Tag startet früh. Das Fährticket zur Nachbarinsel Pico kostete 3,60 Euro und die erste Fähre startet pünktlich um 7.30 Uhr. Nach der halbstündigen Überfahrt gibt es erstmal einen guten Kaffee  am Hafen von Madalena zum Aufwachen. Und die Planung für den Tag kann beginnen…

Pico ist die zweitgrößte Insel des Archipels. Da das Wetter gerade super ist, geht es gleich los über die R3-2 ins Hochland. Cedrusbäume und Hortensien prägen das Landschaftsbild. Der Vulkan Pico ist perfekt zu sehen, doch mit der Zeit hängen mehr und mehr Wolken über der Inselmittel. Schnell noch zum Lago Cpitao, dann weiter zur Küstenregion, da hier die Sonne noch scheint. An der Küste geht es auf der Rota de Vinho weiter. Bei Lajido wurde der spezielle Rebanbau 2004 durch die UNESCO zum Welterbe erklärt. Um den Wein vor Wind und Meersalz zu schützen, werden die Trauben von Mauern aus Lavastein geschützt. So wird Wärme gespeichert und der der nährstoffreiche Vulkanboden, schafft gute Voraussetzungen für das Wachstum der Rebe. So entstand im Laufe der Jahrhunderte eine einzigartige Landschaft mit speziellem Charakter - eine Landschaft, die mit Lavazäunen in kleine Parzellen geteilt ist. Auf der gesamten Insel gibt es traumhafte Picknickplätze, die geradezu für eine Pause einladen. Nach einem kleinen Spaziergang ist es auch schon bald Zeit für die Rückkehr.

Im warmen Abendlicht leuchten die Häuser Hortas besonders einladend, was ein wenig vergessen lässt, dass  für das schöne Pico leider nur einen Tag eingeplant wurde. Zurück auf Faial geht’s auf das Fest des Meeres, das gerade in Horta stattfindet. Dort gibt es leckeres Essen! Ein perfekter Spot, um diesen Tag ausklingen zu lassen …

Die blaue Insel

 Überall auf der Insel Faial  zieren die üppigen Hortensienhecken den Straßenrand und darüber hinaus die gesamte Insel, deshalb ist der Beiname „Die blaue Insel“ gleich ersichtlich.

Heute beginnt der Tag mit Joggen und ausgedehntem Frühstück auf dem Balkon mit Blick auf das Meer. Anschließend geht es an der Küste entlang Richtung Ponta dos Capelinhos - zu den Lavafeldern. Die bizarre, mondähnliche Landschaft ist beeindruckend. Entstanden ist diese Landschaft durch den Vulkanausbruch Ende der 50er-Jahre. Die kurze Wanderung auf dem schwarzen Lavagestein hat es ganz schön in sich. Das Gestein und die Hitze der Sonne lässt mich fast schmelzen. Da kommt eine Abkühlung in den Naturschwimmbecken am Meer bei Varadouro gerade recht.

Am darauffolgenden Tag geht es ins Hochland zum Wandern. Entlang des Caldeirarandes des großen Inselkraters, der den Hauptteil der Insel dominiert, kann mal einmal rundherum wandern. Das Kratergebiet gehört zum Naturschutzgebiet und die gesamte Rundwanderung über sieht man auf den Grund des Kraters, was wirklich beeindruckend ist  - eine empfehlenswerte Wanderung.

Ein letztes Mal aufwachen mit sofortigem Blick auf den Pico, ein letzter kleiner Spaziergang durch das Städtchen, vorbei an der alten Hafenmauer, die mit bunten Malereien geschmückt ist. Ein jeder Seefahrer verewigt sich dort, um mögliches Unglück auf See abzuwenden. Am Ende gibt es eine kleine Abkühlung am Porto Prim, bevor schweren Herzens Abschied genommen wird. Es geht weiter mit der Fähre nach Sao Jorges ...

Wanderglück auf Sao Jorges

Elfi und Christian sind die Besitzer der kleinen Unterkunft "Jardin die Triangolo", in der ich auf Sao Jorges die nächsten Tage wohne. Das Frühstück im Haupthaus dient gleichzeitig als Austauschort mit den wenigen anderen Gästen. Es werden Tipps gegeben und die Gastgeber selbst helfen bei den Wanderplanungen. Die schönste Wanderung für mich: Von der Serra do Topo auf dem Eselspfad hinunter zur Cadeira de Santo Cristo und weiter zur Faja dos Cubres. Die Zeit auf Sao Jorges war wunderbar entspannend: wandern, baden in naturgeschaffene Pools (z.B. in der Faja do Ouvidor - Lavaküste mit bizarren Felsformationen samt Becken, zu denen man hinabklettern kann), lesen, entschleunigen, die Seele baumeln lassen, Rotwein trinken und die kulinarische Köstlichkeit wurde selbstverständlich auch probiert: Schnecken! Es gab einen kleinen Moment, der mich aus dem Gleichgewicht brachte, nämlich, als sich ein riesiger Metalldraht im Radlager des Mietautos verhakte. Schockmoment, vor allem, da das Auto solch komischen Geräusche von sich gab... das Ganze konnte aber schnell behoben werden und schon war man wieder im Entspannungsmodus... Derzeit gibt es auf den Azoren eine ganze Reihe an kleiner Festchen, die zu Ehren irgendeinem Heiligen gewidmet werden. In Rosais feuert man Punkt 18 Uhr einen Schuss ab und somit ist Fest und gleichzeitig Stierkampf eröffnet. Auf der Rückfahrt zur Unterkunft sieht man ein letztes Mal auf den dominierenden Pico.

Sao Miguel - die Hauptinsel

Sao Miguel ist wohl die berühmteste Azoreninsel. Hier landen die Flieger vom Festland kommend und dorther gibt es bereits Pauschalangebote der Reisebüros. Manch einer verbringt auf Sao Miguel zwei Wochen, ohne überhaupt eine andere Insel kennengelernt zu haben. Tatsache ist, das die Hauptinsel hektischer, touristischer und teurer ist, als die kleinen Schwesterinseln. Das heißt auch, dass diese Insel nicht - wie die bisherigen - mein Herz im Sturm erobert. Die Insel hat schöne Ecken, keine Frage. Es gibt traumhafte Strände, z.B. den Caloura-Strand oder den Praia St. Barbara sowie beeindruckende Seen wie den Lagoa do Fogo, den Lagoa das Furnas mit dem Teranostra-Park und nicht zu vergessen Sete Cidates - zwei Seen, die einen Einsturzkrater füllen und von grünen Wäldern umgeben sind. Zudem findet man hier Teeanbaugebiete (u.a. Cha Gorreana) sowie Ananasplantagen. Vielen Dank für diese vielen Postkarten-Momente, die für die Ewigkeit sind. Und vielen Dank, dass mir das Azoren-Tief erspart blieb.