Allein durch China zu Reisen ist machbar, aber nicht so leicht wie in anderen asiatischen Ländern. Der lückenhafte öffentliche Nahverkehr sowie die Sprachschwierigkeiten machen es ein wenig schwieriger. Gut ist es, wenn man ein paar wichtige chinesische Sätze aufgeschrieben hat, um an Ort und Stelle darauf zurückgreifen zu können. Mein Fitnessfaktor war noch nie besser. Nun hoffe ich, die Höhenunterschiede mit links zu meistern. Von Frankfurt geht es über Peking nach Kunming. Kunming ist die Hauptstadt der Provinz Yunnan und liegt 1890 Meter hoch. Es ist eine typische chinesische Großstadt mit Millionen von Menschen und viel Smog. Am Stadtrand befinden sich die Westberge, am Ufer des Dian-Sees. Weiter geht es per Flugzeug nach Dali. Hier ist man schon 1980 Meter hoch. Die Stadt soll noch vor ein paar Jahren ein Geheimtipp gewesen sein. Heute wimmelt es hier von Backpacker, die wirken, als wären sie aus der Flower-Power-Zeit. Es wird Englisch gesprochen und die Speisen sind internationaler (siehe Walddorfsalat). Im Hostel mitten in der Altstadt ist es sehr laut. Ruhe findet man am Stadtrand. Sehenswert ist der Drei-Pagoden-Tempel. Auf zur dritten Station: Ljang. Bus fahren, zu Fuß gehen, Bus fahren, zu Fuß gehen, ... Die Stadt liegt bereits 2600 Meter hoch. Zwischendurch stoppe ich in Zhoucheng und komme bei einer chinesischen Familie unter. Das Leben sieht hier ein wenig anders aus, dennoch genieße ich es, Einblick in einen chinesischen Familienalltag zu bekommen. In der Nähe, in Shaping gibt es jeden Montag einen Markt. Man hat das Gefühl, die Volkswanderung ist ausgebrochen. Für mich gibt es aber tolle Fotomotive her. Die Altstadt von Ljang ist Weltkulturerbe der UNESCO. Schade jedoch ist, dass dieser Ort für chinesische Touristen das ist, was wir unter Mallorca kennen. So geht es raus aus der Stadt zum sogenannten Jadedrachen-Schneeberg.
Den Jadedrachen-Schneeberg habe ich fest eingeplant, da der Berg 4500 Meter hoch ist und ich somit ein bisschen Höhenluft schnuppern könnte, um mich so langsam auch daran zu gewöhnen. Auf den
Gipfel kommt man nur mit der Seilbahn, doch diese fährt heute nur auf 3200 Meter. Enttäuschung pur! Auf dieser Höhe wandere ich zwei Stunden auf gut begehbaren Wanderweg. Nebel, Nebel, Nebel, ...
scheiß Wetter! Somit sieht man den Gipfel gar nicht. Zu allem Übel stolpere ich auch noch! Wenigstens sehe ich einen Zukunfts-Glückwünscher, ähm nein, um die Ecke gebogen, entdecke ich viele
davon :) Somit wird es doch noch ein schöner Tag. Beim Abstieg sichte ich einen Bergsee, türkisblau. Ein Stückchen weiter halten sich Naxi-Indianer mit ihren Yaks auf. Denen drücke ich meinen
Fotoapparat in die Hand (leichte Überforderung) und dann landet doch tatsächlich noch ein Adler hier. Der Tag ist gerettet!
Ein Stück weiter gelangt man zur 16 Kilometer langen Tigersprungschlucht, durch die der Yangzi fließt. Von hier aus geht es nach Zhongdian. es liegt an der Yunnan-Tibet-Straße und ist das
von James Hilton 1933 in seinem Roman "Lost Horizont" beschriebene fiktive Shangri La. Unterschlupf finde ich bei einer tibetischen Familie, die Tochter spricht ein paar Brocken Englisch -
ansonsten Fingersprache. Deren Haus gleicht einem Schwarzwaldhaus, welches viel Gemütlichkeit ausstrahlt. Mein erster Yakbutter-Tee schmeckt gut, dazu gibt es Sonnenblumenkerne und
selbstgemachter Käse. Fernab üblicher Touristenwege geht es zu den Sinterterassen von Baishuitai. Das Wetter ist heute mal wieder nicht so toll. Aus der Stadt fahre ich mit dem öffentlichen Bus,
der prompt in einem Schlammloch stecken bleibt. Alle steigen aus und helfen schieben - was für ein Spaß. Das letzte Stück geht es zu Fuß. Ein nett-lächelnder Tibeter bietet mir an, ich könne mit
seinem Pferd reiten. Für mich ist klar, auch wenn es noch so anstrengend wird, ich gehe zu Fuß! Der weiß nichts von meiner Pferdephobie. Davor kaufe ich noch eine Tüte Nüsse, man weiß ja
nie.
Die Einreise nach Tibet gestaltet sich schwerer als gedacht. Als Einzelperson darf man nicht nach Tibet einreisen, das heißt man muss sich einer Reisegruppe anschließen - auch wenn diese nur aus
einer Person plus Guide besteht. Schon im Vorhinein habe ich mich für eine kleine Marco-Polo-Gruppe entschieden, jedoch wurde uns die Einreise verweigert. Das sei häufiger so. So stellt die
Agentur ein Hotelzimmer in Chongquing bereit, unweit des Flughafens. Ähm, "unweit" heißt eine 40-minütige Fahrt. Diese Stadt ist riesig - mit Außenbezirken 82 400 Quadratkilometer, also so
groß wie Österreich. Das Hotel hat fünf Sterne und ich habe kein Zimmer, sondern eine Suite mit riesiger Badewanne mit Blick über die Stadt. Im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, mir ein
solches Zimmer zu buchen. Aber für eine Nacht ist es ganz angenehm. Bereits am nächsten Morgen dürfen wir dann per Flug in Tibet einreisen. Für mich geht es jetzt erst mal von Lhasa aus
ins Kloster Samye, einem der ältesten Kloster Tibets. Für die Übernachtung im Guesthouse braucht es eine extra Genehmigung. Überall braucht man Genehmigungen und überall wird man kontrolliert.
Jetzt aber erst mal mit einem Boot zum Kloster. Entschleunigung und Stille pur! Die Zimmer sind einfach eingerichtet, aber man ist hier mit sich und der Welt zufrieden.
Jetzt kann ich mich bei ein paar Trekking-Touren auspowern. Der Weg ist das Ziel muss man sich hier sagen, denn entweder ist alles mega-weit entfernt oder die Höhe macht einem so zu schaffen,
dass man alle paar Schritte eine Pause machen möchte. Auf dem Weg über Tsedang nach Gyantse überwindet man den 4794 Meter hohen Kamba-Pass, hinter dem sich der lichtblaue Yamdrok-See
auffächert. Im Hintergrund sieht man die Achtausender. Weiter geht es über den Kara-Pass mit 5100 Metern. Freundlich werde ich empfangen im Rabse Nonnery Kloster und darf sogar mit in
die Haupthalle zum Gebet. Das kommt nicht oft vor. Weiter geht es nach Shigatse (3900 Meter hoch). Neben dem Shalu-Kloster wird das Kloster Tashilhunpo. Zurück nach Lhasa nehme ich den Bus, dafür
plane ich einen ganzen Fahrtag ein, denn der kürzeste Weg ist gesperrt und so geht es über einen waghalsigen Pass. Der Tibeter neben mir erzählt mir, dass hier letztes Jahr ein Bus abgestürzt sei
und es mehrere Tote gab. Sehr beruhigend! Gesund und völlig übermüdet komme ich in Lhasa an. Mein Hostel befindet sich in der Altstadt. Überall spürt man den chinesischen Einfluss -schade!
Dennoch bleibt die Stadt religiöses Zentrum für viele Tibeter, die hier scharenweise herpilgern. Bevor es nach Hause geht, verbringe ich noch zwei Nächte in Südchina.
Jacy (Donnerstag, 15 Februar 2018 12:49)
Hallo Simone,
auch ich habe einen großen Teil dieser wunderschönen Orte bereits gesehen. Durch deine tollen Fotos konnte ich in Erinnerungen schwelgen...
Nun steht Tibet auf dem Reiseplan...
Ich wünsche dir noch viele schöne Reisen und Erlebnisse!!!
Lea (Dienstag, 14 Oktober 2014 01:18)
Liebe Simone,
ich freue mich sehr ein kleiner Teil deiner langen Reise gewesen zu sein und wünsche dir noch eine wunderbare Zeit im Rest der Welt :)