Die Schwierigkeiten traten nicht wie vielleicht der ein oder andere vermutet beim Fliegen auf... Der Abflug in Zürich, der Umstieg in Amsterdam und die Landung in Calgary klappten wie am Schnürchen. Selbst die Übernahme des Mietautos am Flughafen ging reibungslos über die Bühne - Navi angeschlossen, los geht´s! Der Roadtrip kann beginnen ...
Der erste Schock ließ nicht lange auf sich warten ... Das erste B&B (Centre Street) entpuppte sich als blankes Horrorhaus. Eine kleine Zettelbotschaft war der einzige Willkommensgruß. Da der Schlüsselcode nicht funktionierte, stiegen wir durch die Hintertüre ein und befanden uns Mitten in der dreckigsten Unterkunft meines Lebens. Unser Zimmer lag im Keller, hatte keine abschließbare Türe und miefte. Nachdem ich das dreckige Kellerfenster mit brachialer Gewalt öffnete, strömten Maden, Kellerasseln und allerlei anderes Ungeziefer herein. Das war der Moment, in dem wir beschlossen, eine andere Unterkunft zu suchen ... Völlig übermüdet fanden wir uns im Flughafenmotel wieder. Am nächsten Morgen riet uns das Hotelpersonal, nicht im Hotel zu frühstücken - Häää? Wir wollten nur noch weg, raus aus Calgary und rein in die wunderbare Wildnis Kanadas. Jedoch hielt es uns länger in der Stadt als wir es wollten. Es sollte nur noch schnell ein letztes Skyline-Foto geben, als Christines Kamera den Geist aufgab. Auf der Suche nach einem Fotofachgeschäft liefen wir einem Schweizer Fotografen, der vor Jahren auswanderte, in die die Arme. Diagnose: Fotogehäuse kaputt - Maßnahme: Neukauf eines Canon-Bodys - kurz anhaltender Trauerzustand! Walter, der Fotograf lud uns zu sich nach Hause zum Kaffee ein. Gemeinsam mit ihm und seiner Frau verbrachten wir eine schöne Zeit auf deren Terasse. So nahm unsere Zeit in Calgary doch noch ein gutes Ende.
Nach anderthalb Stunden erreichen wir den Banff-Nationalpark. Der erste Blick auf die Rocky Mountains ist gigantisch. Zuerst statten wir dem Lake Louise und dem Lake Moraine einen Besuch ab. Wahnsinn was hier los ist! So beschließen wir am nächsten Tag, es ruhiger angehen zu lassen und besuchen den angrenzenden Yoho Nationalpark mit Takakkaw Falls und Emerald Lake. Am Morgen des dritten Tages ist es lange nebelig, jedoch entschließen wir uns, dass es heute hoch hinauf gehen soll: Auf dem Gipfel des Sulphur Mountain angekommen, klart es auf und die Aussicht verschlägt uns den Atem. Eine kleine Abwechslung bieten uns die unzählige Chipmunks, die um uns herumflitzen.
Eigentlich wollten wir heute Morgen schon um 5.00 Uhr starten, jedoch wegen Müdigkeitsanfällen verschieben wir unsere Abfahrt um zwei Stunden nach hinten. Kurz nach Abfahrt sehen wir am Highway 1 unseren ersten Braunbären. Das Vergnügen wehrt jedoch nur kurz. Es geht weiter über den berüchtigten Icefield Parkway. Man hört, dass es eine der schönsten Straßen der Welt sein soll. Etwas mehr als vier Stunden beträgt die reine Fahrzeit und da wir Pech mit dem Wetter haben - Nebel, Nebel und Nebel, brettern wir die Straße durch und sagen uns: Wir kommen wieder!
Die Unterkunft für die nächsten zwei Übernachtungen wird eine Ranch - The black cat ranch - in der kilometerweiten Einsamkeit werden. Schon die Fahrt dorthin ist spektakulär. Landschaftlich ist es traumhaft. Über eine kleine Schotterpiste geht es zunächst durch den Wald, danach ist ein kleiner Bach zu überqueren und schon ist man da - Idylle pur! Vor unserer Terrasse traben sieben Pferde, am Waldrand kann man Rehe beobachten und nicht zu übersehen sind die Rockies direkt vor uns. Das ältere Ehepaar führt diese Ranch mit voller Hingabe. Den kompletten nächsten Tag verbringen wir im benachbarten Maligne Valley. Die Fotos sprechen für sich :)
Vom Jasper-Nationalpark geht es weiter zum Wells Grey Provincial Park. Auf dem Campingplatz bei Blue River mieten wir uns ein kleines Holzhäuschen, in dem wir uns gleich wohl fühlen. Auf einem Spaziergang zu einem nahe gelegenen See stolpern wir quasi über einen Bären. Er versperrt uns den Weg, wirft sich hungrig in einen Busch und scheint nicht aggressiv zu sein. Leise holen wir unsere Fotoapparate heraus und machen ein paar Aufnahmen. Jedoch fehlt uns der Mut, einfach an ihm vorbei zu spazieren, so drehen wir kurzerhand um. Noch am selben Abend treffen wir auf einen weiteren Bären, der relaxt auf einem alten, stillgelegten Zug herumklettert. Das sich in der Gegend mehr Bären aufhalten, als wir denken, zeigt sich am nächsten Tag. Wir machen einen 4-stündigen Kanuausflug auf dem Mud-Lake. So stellt man sich Kanada mit unberührter, weitläufiger Natur vor. Ein See im Nirgendwo in voller Einsamkeit. Lange müssen wir nicht warten, da taucht ein Schwarzbär am Seeufer auf und läuft elegant neben uns her. Auf was der wohl wartet, dass wir ins Wasser fallen?
Über Clearwater soll es auf direktem Wege nach Whistler gehen, jedoch verführt uns ein See nach dem anderen zum Anhalten. Das Wetter ist traumhaft und so entspannten wir am Green Lake, vergessen Zeit und Raum. Nach längerer Pause wird´s aber Zeit, sonst schaffen wir es heute nicht mehr ins Ziel. Die Waldlandschaft lassen wir hinter uns, es wird wieder bergiger. Doch später als gedacht kommen wir in unserem Bed and Breakfast, bei Ann, an. Hier wird uns am nächsten Morgen ein wunderbares Frühstück gezaubert. Das können wir auch gebrauchen, denn heute verbringen wir den Tag in den Bergen. Wie es der Zufall so will, ist gerade auch ein Mountainbike-Festival. So genießen wir wunderbare zwei Tage hier.
Jacy (Donnerstag, 15 Februar 2018 12:49)
Hallo Simone,
auch ich habe einen großen Teil dieser wunderschönen Orte bereits gesehen. Durch deine tollen Fotos konnte ich in Erinnerungen schwelgen...
Nun steht Tibet auf dem Reiseplan...
Ich wünsche dir noch viele schöne Reisen und Erlebnisse!!!
Lea (Dienstag, 14 Oktober 2014 01:18)
Liebe Simone,
ich freue mich sehr ein kleiner Teil deiner langen Reise gewesen zu sein und wünsche dir noch eine wunderbare Zeit im Rest der Welt :)