Regen, Regen und ein paar Erkenntnisse

Tropf, Tropf, Tropf, … Die Hauptstadt Neuseelands bei Regen ist schön. Wie es bei gutem Wetter und Sonnenschein ist, kann ich nur erahnen. Es regnet pausenlos und von überall starrt mich vom einem Plakat herab ein Gene-Kelly-Verschnitt - ein tanzender Mann mit Regenschirm - an und in quitschgelben Buchstaben springt mir „Singing in the rain“ entgegen. Ironie des Schicksals. Wenigsten hat man so Zeit, dass riesige Museum Te Papa sowie das Parlament zu erkunden. Wellington hat außerdem eine tolle Café-Szene.  Ab und an verkrieche ich mich, ähnlich wie Gollom, in meine Hostel-Höhle und lese oder denke über das Reisen im Allgemeinem, über das Leben in Neuseeland und darüberhinaus über alles mögliche nach …

 

Erkenntnis Nummer 1: Ich werde immuner gegen Regen!

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da hasste ich den Regen… Niemand, rein gar niemand hätte mich im Regen freiwillig vor die Türe bekommen. Nur das Getropfe gegen Fenterscheiben oder Zeltdächer konnte ich ertragen, aber nicht mehr. Und dann kam meine erlebnispädagogische Ausbildung! Bei sämtlichen Outdoor-Aktivitäten hat es geschüttet. Zunächst miesepetrig ertrug ich das Ganze, doch irgendwann habe ich mich dann meinem Schicksal ergeben. Die Krönung kam während meiner Solo-Nacht im Wald. Nur mit einer Plane, einer Schnur und meinem Schlafsack ausgerüstet, baute ich mir noch bei schönem Wetter meinen Unterschlupf. Kurz nach Sonnenuntergang finge es dann an und es steigerte sich. Der Wettergott ließ nichts aus – Regengüsse, Donner, Blitz – das volle Programm, meine Bewährungsprobe. Überstanden! Ui, und dann kommt die Erinnerung zurück …

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da liebte ich den Regen. Ich erinnere mich, als ich es als Kind mit dem Fahrrad  geliebt habe, bei Regen umherzudüsen und wie viel Spaß ich mit meinen zwei Cousinen und meinem Cousin hatte, in den „Adlersee“ (eine Pfütze) zu springen. „Pessimisten stehen im Regen. Optimisten duschen unter den Wolken.“ Ich bin noch nicht zu 100-Prozent ein Optimist, aber es bessert sich zusehends …     

Erkenntnis Nummer 2: Neuseeländer sind anders!

Ein bisschen British angehaucht, dennoch eigen. Sie lieben - ebso wie die Engländer - Tea, Chocolate with Mint sowie Fish and Chips, dennoch sind sie anderes. Relaxter! Hier ticken die Uhren langsamer. Irgendwie haben sie hier ein Faibl für alte Songs - kein Tag verging, an dem ich nicht „Backstreet Boys“-Songs hörte, tja, ein bisschen angestaubt …  Hier trinkt man Flat white (Kaffee mit Milch) oder long black (Kaffee schwarz), dazu raschelt immer jemand mit dem Tütchen – it´s Cookie-Time.

Erkenntnis Nummer 3: Frauen sind das stärkere Geschlecht!

Nach wie vor finde ich es äußerst interessant, was es für unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Macken gibt. Besonders über die heutige Männer-Welt wundere ich mich … Da gab es zum Beispiel diesen Italiener, der jeden Abend um die selbe Zeit mit seiner Mama telefonierte und jedes Mal ein paar Trännchen vergoß, wenn er auflegte. Dann den Engländer, der nur mit seinem Kuschelhase einschlafen konnte. Oder ich denke an den Deutschen, der nach zwei Wochen so Heimweh hatte und zudem nicht im Stande war, sich ein Ei zu kochen. Papa, sag nie wieder, dass ich lange im Bad brauche. Das ist nichts im Gegensatz zu den metrosexuellen Männern heutzutage. Was ist da los? Wo sind die starken Männer hin? Oder gab es die etwa gar noch nie? Ich hab eindeutig die Nase voll von Männern, die keine Entscheidungen treffen können und keine eigene Meinung haben! Sorry Nicole-Cousinchen, ich schaffe es immer noch nicht über meinen Schatten zu springen, aber wenn jemand auf die Frage „Welche Musik hörst du gerne?“ – „Alles“, antwortet, verdrehe ich die Augen…

In Alaska lernte ich Daniel aus den Niederlande kennen. Als er mir schrieb, dass er zur gleichen Zeit auf der Nordinsel sei, verabredeten wir uns und beschlossen, gemeinsam ein Auto zu mieten. War das klug? Ich kenne ihn ja gar nicht wirklich. Er sei traurig, dass er nur zwölf Akkus mitnehmen durfte, mehr erlaubte die Einreise in Hong Kong nicht – das war das Erste, was er mir erzählte. (Lilly, ich merke, dass du gerade lachst). Stimmt, ich erinnere mich, schon damals in Alaska hatte er einen Hang zu elektronischen Geräten, vor allem zu seinem GPS-System. Was antwortet man darauf? – Du Armer? Naja, jedenfalls freue ich mich darauf, dass jemand anderes da ist, mit dem man den Organisationsstress teilen kann und der einen beim Fahren ablöst. Ach nö, falsch gedacht, Pech gehabt! Beim gemeinsamen Abholen des Autos gesteht er, dass er Angst vorm Auto fahren hat und mir herzensgerne den Vortritt lässt. Warum bucht der dann ein Auto mit zwei Fahrer? Ok, er braucht vielleicht ein Weilchen. Dann nach drei Stunden Fahrt auf einer kaum befahrenen Straße frage ich, ob er mich ablösen möchte und was antwortet er: „Ich habe nicht die passenden Schuhe an.“ Ich falle vom Glauben ab. Ok, Autofahren kann ich, aber ein bisschen Organisationsstress kann er mir doch abnehmen. Aber nein – er hat entschieden, mir die Planung zu überlassen. Innerlich breche ich zusammen! Er lächelt, ich glotze ihn nur an… Also, wo verdammt sind die selbständigen Männer?


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Kommentare: 1
  • #1

    Lilly :-) (Mittwoch, 15 April 2015 20:40)

    Du bist spitze :-) deine Beiträge sind interessant, spannend, lustig.. ich freue mich immer wieder auf neue Berichte. Ja der liebe Daniel mit seiner Akku Manie :-) ich musste heute sehr viel lachen...ich wünsche euch beiden noch sehr viel Spaß in Neuseeland und hoffe wir machen zu 2 oder zu 3 auch mal eine Fernreise. glg aus dem Wiener Zoo