Der
Flug von Quito über Guayaquil nach San Cristobal war angenehm. Nun geht es 45 Minuten mit einem Pick up in Richtung Insel-Innere, ins Hochland. Ich erreiche mein neues Zuhause für die nächsten
vier Wochen – eine Villa Kunterbunt. Mitten in der Natur steht ein nettes Holzhäuschen, außen herum trabt Shakira, ein braunes Pferd. Weiter anzutreffen sind jede Menge Hühner, zwei Hunde sowie
zwei Katzen – von den vielen Moskitos einmal abgesehen. Ich fühle mich hier wie in einer Mischung aus „Pippi Langstrumpf“ und „Das Dschungelkind“. Auf Anhieb fühle ich mich wohl. Die
Projektkoordinatoren sind Maxi, Eduardo sowie Jaiman. Maxi und Eduardo sprechen ausschlich Spanisch – prima Chance meine Sprachkenntnisse zu praktizieren. Maxi lässt sich jeden Tag neue Späße
einfallen, Eduardo dagegen bringt einem stetig von Neuem nahe, wie wertvoll unsere Erde ist. Jaiman ist sehr geschäftig unterwegs und hat nebenbei ein kleines Reiseunternehmen zu leiten. Zum
Glück gibt es neben den drei chaotischen Männern noch Rosa – sie ist die gute Seele in der Küche und achtet auf Ordnung.
Kaum
angekommen, lerne ich die anderen Volontäre kennen. Wir sind hier eine nette, internationale Gruppe von derzeit
zwölf Leuten. Mit Kate aus Großbritannien, mit der ich mein Zimmer teile sowie mit Natalie aus Australien verstehe ich mich auf Anhieb. Wir sind ungefähr im selben Alter und aus gleichem
Beweggrunde hier – den Horizont zu erweitern!
Gleich nach meiner Ankunft machen wir eine Wanderung durch den tropischen Wald zu dem nahegelegenen Wasserfall. Wie schön – dort gibt es auch die Möglichkeit in dem kalten Wasser zu baden. Am nächsten Tag geht es los mit der Arbeit. Zirka 30 Minuten lang fahren wir zur Kaffeeplantage. Heute gilt es, eine gute, hochwertige Auslese zu ernten – organic coffee! Hier ist nichts chemisch, keine Spritzmittel werden eigesetzt. Zunächst pflücken wir anderthalb Stunden lang ausschließlich die roten Kaffeebohnen. Danach geht es in einer Art „Aschelputtel-Projekt“ weiter. Wir schälen und puhlen die Kaffeebohnen heraus. Dabei sind nur jene gut, die zwei Kerne haben, alle anderen kommen ins „schlechte“ Körbchen. Was für eine langwierige Arbeit. Ich schwöre hiermit, dass ich in Deutschland zukünftig darauf achten werde, welchen Kaffee ich kaufe und werde mehr Hochachtung für die Gewinnung aufbringen. Am darauffolgenden Tag arbeiten wir in der Umgebung unseres Hauses. Mit Moskitonetz um den Kopf und einer Machete bewaffnet säubern wir den Wald von den invasiven Brombeersträuchern. Kaum 15 Minuten später bin ich nass geschwitzt. Was für eine harte, körperliche Arbeit! Mittag gehen wir zur Gartenarbeit über und graben das Gemüsebeet um. Der dritte Tag beginnt leider nicht sehr erfreulich. Heute fühle ich mich wie ein kleines Monster, denn meine linke Backe ist über Nacht immens angeschwollen. Es ist mir kaum möglich meinen Mund zu öffnen. Nach 40-minütiger Fahrt in die nächste Stadt komme ich ins "Krankenhaus". Es wirkt alles sehr improvisiert hier. Oh je, hier spricht man ausschließlich spanisch und so öffnet der mich behandelnde Arzt erst einmal den „google translator“. Haha! Ein vielleicht gutes Omen, der Arzt heißt Jesus :) Wohl habe ich mir einen bakteriellen Infekt zugezogen und solle nun einen Entzündunghemmer einnehmen. Ich sehe furchtbar aus, nutze aber dennoch die Zeit und gehe am Strand vorbei, um die Robben zu sehen – das lenkt ab. Abends schwört Rosa auf ein altbekanntes Hausmittel. Sie zerstampft Kartoffeln, klatscht mir diese auf die Backe und bindet meinen gesamten Kopf ein. Am nächsten Tag muss ich nicht arbeiten und Rosas Geheimritual wird wiederholt. Nur langsam scheint es besser zu werden. Hoffentlich bin ich bis Dienstag gesund, denn das Schildkrötenreservat braucht dringend Freiwillige, die bei der Arbeit helfen ...
Kommentar schreiben
Christine (Sonntag, 19 Oktober 2014 17:27)
Tolle Bilder! Total gerne wäre ich jetzt bei dir um gemeinsam mit der Kamera loszuziehen.
Dein Projekt hört sich super an - abwechslungsreich und interessant. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude beim Erkunden der Inseln und natürlich gute Besserung. Hoffentlich bist du ganz schnell wieder fit!